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Jennifer Eckert
art & campus - kulturelle bildung art & artisanat
was ist kunst? wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten. (pablo picasso)
Jennifer Eckert - „Foliation“
Impressionen von der Ausstellungseröffnung am 22. Juli 2018
Im Historischen Rathaus Dringenberg
© text & fotos: franz goder
Bad Driburg-Dringenberg
GERMANY / ALLEMAGNE / NRW
Filigrane Gebilde aus Fäden und Papier gaben dem Raum eine neue Struktur. Wie Schichten blättriger Flächen, übereinandergelegt und aufgeblättert zu raumgreifender Installation: „Foliation“, so der Titel der Ausstellung von Jennifer Eckert im Historischen Rathaus Dringenberg, führt die Gäste der Vernissage zu neuen Sinneswahrnehmungen.
Im dicht mit Kunstinteressierten gefüllten Ausstellungsraum von ARTD Driburg zeigte die Künstlerin bei sommerlicher Hitze, dass man nicht nur „zwischen den Zeilen“ eines Textes lesen kann, sondern Bezüge zwischen Buchstaben, Seiten und Büchern auch visualisieren kann.
Die 1988 in Reinbek geborene Jennifer Eckert studierte von 2009 bis 2015 Typografie an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Nach Abschluss mit dem Master of Arts lebt und arbeitet sie zur Zeit in Berlin. 2015 hat Jennifer Eckert die SPIEGEL-ONLINE-Abstimmung zur besten Nachwuchskünstlerin gewonnen. Der SPIEGEL schriebt damals über Sie : „Die Typografin Jennifer Eckert aus Kiel weckte …. das meiste Interesse im Bereich Design. Eckert näht DIN-A4-Seiten zusammen, sammelt Staubkörner auf dem Papier und versucht, eine Schrift für Musik zu finden“.
Cornelia Appel vom Kunst- und Kulturverein ARTD Driburg freute sich bei ihrer Begrüssung der Künstlerin und der Gäste der Vernissage im Ausstellungsraum des Historischen Rathauses Dringenberg darüber, mit Jennifer Eckert wieder einer relativ jungen Künstlerin eine Plattform zur Präsentation ihrer künstlerischen Ideen bieten zu können. Zudem sei diese Art der Auseinandersetzung mit Buchstaben, Schrift und Büchern schon eine besondere Herausforderung für die kunstinteressierten Besucherinnen und Besucher.
Sichbarmachen der Zwischenräume
Schrift wird nach der Erzählung von Jennifer Eckert zum Ausgangspunkt von Zeichnung, Objekten und Raumgestaltung. Doch auch die Zwischenräume zwischen den Buchstaben sind Teile der Textgestaltung.
Das Sichtbarmachen der Zwischenräume führt Jennifer Eckert in die Bereiche Zeichnung und Raumbezug. Die daraus entwickelten Gebilde aus Fäden und Papier wirken sehr filigran. Schwarz auf Weiss kreisen ihre Kreationen um das Buch und alles, was von ihm wahrnehmbar ist.
Katrin Köhler
hat Texte vorgetragen, die zum Teil sicher eine Herausforderung für die künstlerische Auffassungsgabe vieler Gäste der Vernissage darstellten. Texte und Intonation stürmten im Stakkato auf die Zuhörer ein
Text-Beispiele aus der Lesung
„Die Angst setzt schon vorsorglich ein. Oder es ist so, dass sie für diesen Zeitraum zu groß ist, und deswegen ein wenig ins Vorher und Nachher überlaufen muss. Wo alle Gegebenheiten schon und noch vorbei sind. Alle Ableger und Triebe aber doch hineinwachsen, wo sie nichts zu finden oder begründen wüssten. Eine nach wie vor zusätzlich überbleibende Unnötigkeit. Wie eine kaputte Heizung im Sommer.
Zurück zu kommen, aber so, wie man geht. Wie man weg geht. Kommt man zurück, aber so, wie man verlässt. Nur dennoch in die andere Richtung. Wie zurück zu verlassen. Rück zu kehren. Mit dem gehenden Rücken. Mit dem gleichen Gefühl, in dem ich ging. Komme ich zurück weg.“
Jennifer Eckert erzählt, dass sie zur Zeit zwar in Berlin wohnt und arbeitet, aktuell aber aus Ahrenshoop kommt. Als Artist in Residence hat sie dort für Juli 2018 ein Aufenthaltsstipendium Bildende Kunst im Künstlerhaus Lukas.
Sie beschäftigt sich mit unterschiedlichen Dingen, stellt Fragen und sucht nach Antworten. Jennifer Eckert fragt zum Beispiel, was ein Buch ist: „Was ist ein Buch? Was ist das Sprechen, Lesen und Schreiben im Bezug auf das Buch? Lösen sich die Worte auf, wenn man sie spricht? Was ist zwischen den Büchern?“
Anwendung des Fadenprinzips
Bei den in Dringenberg gezeigten Arbeiten der Ausstellung „Foliation“ beschäftigt sie sich mit der Anwendung des Fadenprinzips auf den Leerraum zwischen Buchstaben: „Was ist zwischen den Buchstaben?“ Beim sprechen von Worten verbinden wir einzelne aufeinanderfolgende Buchstaben. Ein Rätsel schien ihr, wie der Übergang von den geometrischen Buchstaben zu einem Wort als Ganzes funktioniert.
Sie versuchte, sich dem Phänomen durch akribisches Vorgehen zu nähern: „In meiner Arbeit habe ich versucht, mich diesen Fragen zu nähern. Ich habe den Zwischenraum aller 676 verschiedenen Buchstabenkombinationen genäht und sie anschließend abfotografiert. Neben den Fadenfiguren sind drei Bücher entstanden, die diese Fadenfiguren in drei unterschiedlichen Abständen zueinander zeigen“.
Nun - von einem Teil ihrer Forschungsergebnisse kann man sich in Form der im Historischen Rathaus Dringenberg von ARTD Driburg präsentierten Kunstwerke inspirieren lassen.
Die typografieaffine Künstlerin Jennifer Eckert (links) und die mit ihren Texten beeindruckende Katrin Köhler freuten sich nach der Eröffnung der Vernissage „FOLIATION“ über den regen Zuspruch im Ausstellungsraum des Historischen Rathauses Dringenberg.
Die vom Team des Kunst- und Kulturvereins ARTD Driburg organisierte Ausstellung
im Historischen Rathaus Dringenberg sollte man sich nicht entgehen lassen.
Die Ausstellung im Historischen Rathaus Dringenberg
Burgstraße 30, 33014 Bad Driburg-Dringenberg
Ist geöffnet vom 22. Juli 2018 bis 02. September 2018
Mi und Sa 14:00-17:00 Uhr - So und Feiertage 10:00-12:00 und 14:00-17:30 Uhr
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